Alle zehn Jahre setzt sich der Filmemacher Albert Sackl in einem schwarzen Raum nackt vor seine Kamera, die er per Zeitrafferschaltung, Bild für Bild, jeweils rund vier Stunden lang laufen lässt, um am Ende zu knapp drei Minuten Film zu kommen bis alle 4.000 Kader einer Standard-16mm-Filmrolle belichtet sind. Die Grundidee (und nicht geringe Herausforderung) besteht darin, durch Reibungsenergie stundenlang eine Erektion zu halten, was (Spoiler-Alert!) nicht immer ganz gelingen will. Steifheit erscheint auf den ersten Blick simpel, ist aber ein zwischen Narzissmus und Selbstdemontage, Raserei und Ödnis, Selbstbefriedigung und -quälerei gewitzt changierendes Unternehmen. Sackl produziert in seinen überdrehten Bewegungsabläufen auch so etwas wie Slapstick, macht sich schonungslos vor allem gegen sich selbst mit todernstem Gesicht über den eigenen Konzeptualismus lustig, reproduziert sarkastisch nebenbei den alten Witz von der Avantgarde als Masturbationstechnik scham- und haltloser Künstler. Die Hilfsmittel zur Eigenstimulation erweitern sich parallel zu den Alterungsspuren des Amateur-Model-Körpers; zum Pornoheft, das im ersten Teil gelangweilt durchgeblättert wird, kommt schließlich das Smartphone als (inzwischen allgegenwärtige) Zentrifuge erregender Gratismaterialien.
Der vollständige Titel des nunmehr dreiteiligen Werks, steifheit 13 / 7, hat eine stark optimistische Schlagseite: Er macht den Vorsatz Sackls deutlich, sein Experiment über sechs Jahrzehnte auf sieben Teile zu dehnen (oder besser: aufrecht zu erhalten); den letzten Teil des Projekts plant er demnach 2057 einzuspielen. Er wird zu diesem Zeitpunkt genau 80 Jahre alt, das vollendete Werk rund 21 Minuten lang sein. Die Selbstvermessung nimmt ihren Lauf.
(Stefan Grissemann)