Wichsen tut dieser Mann im Film, allein, privatistisch und doch richtet er dabei die Kamera auf sich und adressiert damit ein Außen. Man muss es so einfach sagen: Sackl richtet nicht nur die Kamera, sondern auch seinen Schwanz auf, gegenüber uns, den Betrachtern, dem Außen; gegenüber mir, dem Zuschauer im Kino. Warum? Die Umgebung - eine Nichtumgebung, ein schwarzer Raum, der den Körper von seiner natürlichen Umgebung isoliert. Dieser künstliche Nichtraum schafft Distanz für den und vom Betrachter, also von mir zu Sackl und ebenso Distanz für ihn, seiner inszenatorischen Selbstdarstellung gegenüber. Sackl verschiebt so seine persönliche Position und stellt sich zur Disposition: Hier der unvermeidliche Kampf mit und ums Geilsein dürfen, sollen, können, wollen oder müssen und der fordernde Drang sich zur Schau zu stellen. Die beiden im Abstand von 10 Jahren gedrehten ungeschnittenen Teile wurden in Einzelbildschaltung gefilmt. Der verwendete Zeitraffertakt kondensiert die Aufnahmezeit von vier Stunden auf jeweils drei Minuten Filmprojektionszeit.
STEIFHEIT I. Schnitt. Zehn Jahre später. STEIFHEIT II. Wiederholung des Set-ups, der Sitzhaltungen, von Bewegungsabläufen. Sackl tut das Gleiche und scheint dabei ein anderer zu sein. Das Unbekümmerte, Spielerische, auch das Eitle sind in den Hintergrund gedrängt. STEIFHEIT I zeigt, wie Sackl sich vorzeigt und vorzeigen will. Steifheit II zeigt, wie Sackl sich die Geste des Vorzeigens als sein eigener Adressat vor Augen führt. Die Distanz zur vorgezeigten Figur wird durch diesen Eingriff, die zeitliche Verschiebung und vielleicht auch die Entwicklung des Menschen Albert Sackl, vergrößert.
Steifheit. Gegen Ende des zweiten Teils geht eben jene verloren. Sackl sitzt einfach da, wartet ab - verunsichert, ärgerlich, nachdenkend. Wer sich so auf eine Bühne setzt macht sich durch den eigenen, fordernden Anspruch angreifbar, verletzlich. Warum?
(Achim Lengerer)